Zwischen Fortschritt und Herausforderungen
Text von Anne-Marie Schlief
Der 8. März – auch bekannt als Weltfrauentag.
Man spricht über die Wichtigkeit der Gleichstellung von Männern und Frauen und zeigt auf wo es strukturell noch Probleme gibt – denn ja, die gibt es auch noch im Jahre 2024. Der historische Hintergrund reicht über 100 Jahre hinweg zurück und hat die Demonstrationen für ein freies, geheimes und gleiches Wahlrecht für Frauen zu Grunde. Seither hat sich in unserer westlichen Welt einiges zum Positiven verändert, wenngleich auch nach wie vor Diskriminierung aufgrund von Geschlecht existiert und eine Reihe an zu behebenden Defiziten besteht.
Doch wie sieht die Situation eigentlich in Kenia aus? Wie steht es um die rechtliche Stellung der Frau? Wie sieht der Alltag der Frauen tatsächlich aus? Welche Probleme gilt es im Slum zu lösen?
Kenias Verfassung ist grundsätzlich fortschrittlich – zumindest gemäß Gesetz sind Männer und Frauen gleichzustellen. Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Wohnort und Hautfarbe, Glauben und Geschlecht sind nicht zulässig. Außerdem hat Kenia die UN Frauenrechtskonvention unterschrieben und ratifiziert. Das scheint aber wenig bis nichts an den strukturellen Problemen zu ändern – mangelnde Bildungschancen für Mädchen, fehlende Selbstbestimmung über den eignen Körper, veraltete Rollenbilder, geringerer gesellschaftlicher Stand sind einige von vielen Beispielen hierfür.
Ein 2023 veröffentlichter Report von UNICEF zeigte auch, dass die Zahl werdender und stillender Mütter, die an akuter Mangelernährung leiden, in zwölf Ländern, darunter auch Kenia, seit Pandemiebeginn 2020 um 25% gestiegen ist. Dies bringt natürlich erhebliche gesundheitliche Probleme, wie ein geschwächtes Immunsystem, Einschränkungen der kognitiven Fähigkeiten und Komplikationen bei der Schwangerschaft und Geburt, für die Mutter mit sich. Gefährliche und irreversible Folgen für das Überleben und das Wachstum der Kinder können die Folgen sein. Oftmals sind kenianische Frauen mit diesen Folgen auf sich alleine gestellt. Denn wird ein Kind mit Behinderung geboren, wendet sich nicht selten der Vater/Ehemann und die Familie von der Frau und ihrem Kind ab, weil der Glaube, dass die Behinderung ansteckend sei, fest in den Köpfen verankert ist. Traurigerweise ist bei vielen Menschen in Kenia auch die Ansicht vorherrschend, dass die Frau die Schuld an der Behinderung des Kindes trägt, etwa weil sie vom Teufel besessen oder fremdgegangen ist und dafür bestraft wurde. Das stellt die Mütter oftmals vor die schwierige Entscheidung (1) einer Erwerbsarbeit nachzugehen, um Geld für notwendige Medikamente und Essen zu verdienen, das Kind aber unbeaufsichtigt zu Hause zu lassen oder (2) das Kind zu betreuen, jedoch kein Geld für Medikamente und Essen verdienen zu können. Denn Kinderbetreuung für Kinder mit Behinderung ist vor allem im Slum de facto nicht vorhanden. Genau hier setzt die Child Destiny Foundation seit 10 Jahren an: als Tages- und Therapiezentrum genau diesen Müttern diese Entscheidung zu nehmen. Als eine mehrheitlich von Frauen gegründete und geführte Initiative versteht die Child Destiny Foundation genau jene Probleme und bestärkt die Frauen durch ihre weiblichen Role Models wie z.B. Florence oder Glorine.
Die Child Destiny Foundation hat es geschafft durch ein breites Angebot vor allem Frauen aus dem Slum Kibera neue Perspektiven zu eröffnen.
Die Tagesbetreuung (durch mehrheitlich weibliches Personal) und Therapieangebot ermöglichen es den Müttern einer Erwerbsarbeit nachzugehen, um sich somit zumindest die am dringlichsten notwendige Dinge des täglichen Lebens zu leisten und sich aus Abhängigkeiten befreien zu können. Denn ein Job bietet für die Frauen die Grundlage für ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben und Emanzipation. Extremwettereignisse oder unvorhersehbare Ereignisse wie Jobverlust bringen die Mütter jedoch oft in Notsituationen, aus denen sie kaum einen Ausweg finden. Genau für diese Fälle hat die Child Destiny Foundation in den letzten Monaten einen Emergency Fonds errichtet. Das Child Destiny Mental Health Center zielt darauf ab, die Mütter in schwierigen Zeiten oder in von Alkoholabhängigkeit geprägten Gewaltbeziehungen psychologisch zu betreuen.
Auch im 21. Jahrhundert ist der Weltfrauentag leider immer noch nicht redundant, in Österreich und in Kenia nicht. Strukturelle Missstände gilt es zu beheben und vor allem in Kenia Chancengleichheit zu schaffen. Die Child Destiny Foundation legt mit ihrer Arbeit hierfür einen wichtigen Grundstein. Wenn auch du unsere weibliche Community in Kibera unterstützen und einer Frau in deinem Umfeld eine Freude machen möchtest, schau dir unser Weltfrauentags-Schmuckkollektion durch – der Gewinn geht 1:1 in unsere Projekte vor Ort.
Quellen: